Auktion 135

Jugendstil - Art Déco

21. November 2017


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Jugendstil - Art Déco
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Auktion 135 Vorbericht ‚Jugendstil – Art Déco‘ am 21. und 22. November

Zu den Raritäten der um die 600 Ojekte umfassenden Offerte zählt zweifellos die feine Deckeldose ‚Roses‘ à cire perdue von circa 1920, die zu einer Taxe von €12.000-15.000 aufgerufen wird. Cire perdue – wörtlich übersetzt ‚verlorenes Wachs‘ - bezeichnet die schon seit der Antike in der Metallverarbeitung bekannte Technik des Wachsausschmelzverfahrens, bei der eine Form in Wachs modelliert und mit Ton oder anderen hitzebeständigen Materialien ummantelt wird. Beim Gussverfahren schmilzt die Wachsform. Als einer der ersten verwendete Lalique diese Technik, die schon im Mittelalter bei die Herstellung von Bronzen verwendet wurde, in der Juwelierkunst. An die Stelle von Edelsteinen setzte er in Glas gegossene Ornamente und kleine Figuren in seine Schmuckstücke ein. Für den Juwelier war dies weniger kostspielig. Da die Herstellung von Gefäßen und Figuren à cire perdue sehr zeitintensiv und aufwendig war – größere Objekte bekamen beim Erkalten oft Risse -, stellte Lalique nur wenige Entwürfe mit einem großen künstlerischen Anspruch in dieser Technik her. Meist wurden die Objekte à cire perdue nur ein einziges Mal gegossen. Das Besondere an der von Quittenbaum angebotenen Deckeldose ist ein Fingerabdruck auf dem Gefäßboden, der sehr deutlich zu sehen ist. Von wem sollte er stammen, wenn nicht von René Lalique höchstpersönlich, der mit seinen Händen die Form festlegte.

Aus der Familie der Nachkommen des großartigen Glaskünstlers Emile Gallé stammt eine Marqueterie-Schmuckschale mit Veilchen ‚Violettes‘, 1898-1900, vermutlich ein Unikat (SP €12.000-14.000). Beim französischen Glas sticht außerdem die schon allein aufgrund ihrer besonderen Größe von 36 cm beeindruckende Soufflé-Vase ‚Calla des marais’ aus der Manufaktur von Gallé heraus (1931, SP €40.000-60.000). Zu den besonderen Einlieferungen dieser Auktion gehören vier seltene Daum-Vasen mit Regenlandschaften ‚Pluviose’ sowie drei Vasen mit Pilzdekor wie die martellierte Henkelvase ‚Champignon’ mit Landschaft (€10.000-12.000). Ebenso rar auf dem Markt sind einige Pâte-de-verre-Vasen von Gabriel Argy-Rousseau, darunter die ‚Libations’ mit der Darstellung zwei antikisierender Frauenfiguren, 1924 (€25.000-30.000).

Die Figur ‚The Stile’ zeigt die großartige Fähigkeit von Ferdinand Preiss, im Medium der Kleinskulptur das lebendige Bild einer modernen und selbstbewussten Frau von höchster Eleganz zu erschaffen. Typisch für Franz Barwig ist die Bronzeskulptur ‚kämpfender Steinbock‘. Barwig arbeitete vorwiegend mit Holz, bevor er sich 1910 verstärkt Tierdarstellungen auch in anderen Materialien zuwandte, für die er sich im Wiener Tierpark Schönbrunn inspirieren ließ.

Die Jugendstil-Offerte umfasst des weiteren Möbel von Louis Majorelle, Porzellan, Silber und Keramik, darunter so dekorative Eyecatcher wie der ‚Weintraubenbock‘ von Michael Powolny (1907-08, SP €5.000-6.000) sowie Schmuck.


Nachbericht 'Jugendstil – Art Déco' – 21./22. November 2017

Mit einem Erlös von über 770.000 EUR (alle Preise inklusive Aufgeld) geht auch die diesjährige November-Auktion 'Jugendstil – Art Déco' erfolgreich zu Ende. Packende Bieterduelle, solide Zuschläge und überraschende Preisanstiege – die zweitägige Auktion konnte alle Erwartungen erfüllen.

Besonders gefragt waren wie immer Arbeiten französischer Glaskünstler, allen voran Emile Gallé, Gabriel Argy-Rousseau und René Lalique. Die seltene Vase 'Ours blancs sur la Banquise' von Gallé brachte den höchsten Erlös der Auktion von über 62.000 EUR. Argy-Rousseaus große Vase 'Libations' war einem Sammler über 33.000 EUR wert. Ein ganz klares Highlight war die wohl einzigartige Cire perdue-Deckeldose von Lalique auf deren Boden noch ein Fingerabdruck zu sehen ist. Mit einem Ertrag von über 36.000 EUR konnte sie ihren Schätzpreis verdreifachen. Für einen überraschend hohen Zuschlag sorgte auch die seltene Interclaire-Vase 'Géologie' von Gallé. Nach einem spannenden Bietergefecht mit zahlreichen Interessenten konnte sie mit rund 22.000 EUR ihren Aufrufpreis sogar vervierfachen.

Das Cover-Motiv des zweiten Auktionstages, Ferdinand Preiss' 'The Stile' wurde ebenfalls zu einem begehrten Objekt und ging mit über 36.000 EUR an einen Privatsammler. Für die diversen Mokkatassen mit unterschiedlichen Dekoren gab es viele Gebote und so erhöhten sich auch hier die Preise enorm. Besonders beliebt waren die Modelle von KPM Berlin, die ihren neuen Besitzern teils über 2.000 EUR wert waren. Für eine weitere Überraschung aus dem Bereich Keramik sorgte die Afrikanerin aus dem 'Hochzeitszug' von Adolph Amberg die mit über 9.000 EUR mehr als das dreifache ihres Schätzpreises erzielte.

Auch für Mobiliar aus Jugendstil und Art Déco begeisterten sich viele Bieter. Ein Paravent aus Nancy, sowie ein Tisch und vier Stühle von Richard Riemerschmid gehörten zu den höchsten Zuschlägen dieser Sparte. Mit je über 12.000 EUR gingen sie an neue Besitzer in Deutschland. Fast alle Modelle von Riemerschmid konnten erfolgreich zugeschlagen werden, darunter der stilvolle Sekretär mit Schreibklappe (3.755 EUR) und ein Armlehnstuhl für das Wohnzimmer des Hauses W. Otto (7.770 EUR).

Unverkauft gebliebene Objekte könne Sie noch bis zum 15. Dezember im Rahmen des Nachverkaufs erwerben.