Auktion 168C

Joie de vivre
Figürliche Keramik und Limoges Vasen. Eine Privatsammlung

24. Mai 2023 um 18:00 MESZ


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Den größten Teil der Auktion machen figürliche Keramiken mit lebensfrohen und erotischen Darstellungen aus. Bei den meisten Sujets ist die Ambivalenz von Lust und Leid - zumindest auf den zweiten Blick - erkennbar. Angefangen mit dem unwiderstehlich schönen ‚Ganymed‘, 1744 für die KPM Berlin von Johann Joachim Kaendler entworfen (€ 900 - 1.200), der von Zeus höchstpersönlich in Gestalt eines Adlers in den Olymp entführt wird, bis hin zur Darstellung der Marlene Dietrich als ‚Blauer Engel‘ von Josef Lorenzl um 1935 für Goldscheider kreiert (€ 1.800 - 2.400). Die Rolle als Femme Fatale im 1929 produzierten Film ‚Der blaue Engel‘ war Marlene Dietrichs Durchbruch zum internationalen Filmstar. In der Adaption von Heinrich Manns Gesellschaftssatire aus dem Jahr 1905 treibt sie den Lehrer Unrath durch seine bedingungslose Liebe ins gesellschaftliche Abseits und in den Tod. 'Die Dietrich‘ machte den Hosenanzug bei Damen sehr populär und salonfähig. So kann man die Gitarristin ‚Daisy‘, von Stefan Dakon für Goldscheider um 1930 entworfen, in blauer Hose und passendem Barett auf dem Kopf bewundern (€ 1.200 - 1.600). Eine weitere sehr emanzipierte Dame ist die in kurzen Hosen gekleidete ‚Bubi‘, die den androgynen Look zudem durch die in den 1920er Jahren beliebte Kurzhaarfrisur unterstreicht (€ 900 - 1.200).

Bei dem Thema Joie de Vivre spielt natürlich das Thema Tanz eine große Rolle. In unserem Angebot findet man eine ganze Anzahl von Tänzerinnen, die meist um die Jahrhundertwende entstanden. So etwa zwei der Figuren aus Agathon Léonards Tafelschmuck ‚Jeu de l’Echarpe‘ von 1898 (je € 900 - 1.200) und Theodor Eichlers ‚Loie Fuller‘, 1911 für Meissen geschaffen (€ 1.200 - 1.800). Auch Paul Helmigs ‚Psyche‘ (€ 900 - 1.600), die er 1900 für Meissen modellierte, stellt sich als Schleiertänzerin dar und ist auch ein weiteres treffendes Beispiel für die tragische Ambivalenz von Liebe und Leid, die in der griechischen Mythologie immer wieder thematisiert wird - eigentlich soll nämlich Aphrodites Sohn Eros, Psyche dazu bringen sich in ein abscheuliches Wesen zu verlieben; als er jedoch Psyche erblickt, ist es um ihn geschehen.

Weitere Stars der Auktion sind die 'Dolly Sisters’ - ein Lot zeigt nur eine von beiden in vorgebeugter Pose (€ 1.200 - 1.600), weiterhin sind sie präsent als tanzendes Paar mit dem Titel ‚Revue‘, 1926/27, ebenfalls von Stephan Dakon für Goldscheider geschaffen (€ 1.400 - 1.800). Der mexikanische Filmstar Dolores del Rio wird als Carmen in einer Gestaltung von Josef Lorenzl für Goldscheider verewigt, um 1927 (€ 900 - 1.200). Die berühmte Tänzerin Niddy Impekoven ist gleich zweimal vertreten: Um 1922 schuf Lorenzl den ‚Gefangenen Vogel‘, der Impekoven in knappem Schmetterlingskostüm zeigt (€ 2.000 - 2.400), das Gegenstück dazu entstand wenige Jahre später (€ 800 - 1.200).

Der Sammler der hier angebotenen Figurenkollektion, dem es vor allem die 1920er Jahre sehr angetan haben, hat sich auf ein weiteres Sammelgebiet konzentriert. Emaillierte Metallarbeiten aus dem seit Jahrhunderten dafür berühmten Zentrum, der französischen Stadt Limoges. Neben der wichtigsten Protagonistin Camille Fauré sind Arbeiten von Jules Sarlandie, Mauricette Pinoteau und Henriette Marty im Angebot.