Auktion 147B

Jugendstil - Art Déco

12. November 2019 um 15:00 MEZ


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Jugendstil - Art Déco
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Eine kleine Kollektion früher, vor 1890 entstandener Vasen von Emile Gallé dokumentiert sehr schön die Anfänge des Lothringischen Art Nouveaus. Hier besticht besonders die auf das Jahr 1884 datierte Vase ‚Plumes de Pâon‘, die auf € 15.000 - 18.000 taxiert ist. Sie ist ein sehr elegantes und wegweisendes Exemplar, das viele technische Produktionsprozesse verbindet - auf dem bernsteinfarbenen Korpus sind Nuppen sowohl innen als auch außen aufgeschmolzenen, also eine Bearbeitung ‚à chaud‘ (im heißen Zustand). In aufwendiger, ‚kalter‘, Schnitttechnik ist ein stilisierter Pfauenfederdekor auf der Außenwandung angebracht, der untere und obere Mündungsrand ist vielfarbig emailliert, den Federdekor aufgreifend - also ebenfalls eine kalte Technik. Der an der Mündung in Gold angebrachte Schriftzug ‚Je suis fier de mes couleurs' (ich bin stolz auf meine Farben) erhebt diese Vase in das Genre der ‚Verreries parlantes‘ (sprechende Vasen). Knapp 20 Jahre später, 1903, also ein Jahr vor seinem Tod schuf Gallé die hochbedeutende und äußerst seltene Schale ‚Larmes de soude‘ (€ 90.000 - 120.000). In jener Zeit beschäftigte sich Gallé, wohl bedingt durch seinen schlechten Gesundheitszustand, immer häufiger mit symbolistischen Inhalten. Leben und Tod, Tag und Nacht, Licht und Schatten und die vier 'Elemente' Feuer, Wasser, Erde, Luft finden sich in seinem Werk. Das aus der Erde quellende Soda (‚soude‘) ist auf der Schale dargestellt - es läuft in langen Tropfen (‚larmes‘), die Wandung hinab. Soda ist ein Salz mit vielseitigen Anwendungsgebieten, essentiell sowohl bei der Herstellung von Seife und anderen Reinigungsmitteln sowie bei der Herstellung von Glas. Die Gebrüder Daum wählen, genau wie bei der zuvor erwähnten Schale von Gallé, bei Ihrer um 1910 entstandenen Vase ‚La Coloquinte‘ die skulpturale Darstellung des Gefäßes. Das auf € 15.000 - 18.000 taxierte Gefäß in Form eines Zierkürbis’ mit kleiner seitlicher Öffnung besticht nicht nur durch die freie Ausformung sondern auch durch ein leuchtendes Farbspektrum, das durch plastisch aufgetragene Email-Pulver (‚Vitrifications‘) entsteht. Eine kleine österreichische Privatsammlung bereichert das Angebot von Lötz-Vasen. Hier sei die nach einem Formentwurf von Koloman Moser entstandene Vase mit ‚Argus‘-Dekor und einer Taxe von € 9.000 - 12.000 als erstes genannt. Auch eine auf € 5.000 - 8.000 taxierte Vase mit dem ‚Weltausstellungs‘-Dekor nach Franz Hofstötter wird Sammlerherzen höher schlagen lassen, sowie einige weitere Vasen mit sehr seltenen Dekoren, die alle vor 1904 entstanden sind.

Ausgewählte Kleinskulpturen, Mobiliar und Kunsthandwerk kommen am Folgetag im zweiten Teil der Jugendstil-Auktion an die Reihe. Begonnen wird mit Bronze- und Elfenbeinfiguren, die durch ihre feine Beschaffenheit und die meisterhafte Ausführung eine ganz besondere Anziehungskraft besitzen. Hervozuheben sind hier die ‚Bayadère‘-Tänzerin im aufwändigen Kostüm mit Ballonrock von Demètre H. Chiparus (€ 30.000 - 40.000) und Ferdinand Preiss’ heldenhafte und zeitgleich zarte ‚Diana‘ (€ 25.000 - 30.000). Die ‚Serpentina‘ von Otto Poertzel, in einer fast verführerischen Tanzpose zieht alle Blicke auf sich und wird mit € 20.000 aufgerufen. Es folgen eine Reihe weiterer Elfenbeinfiguren, die den Zeitgeist der Art-Decó-Epoche eindrucksvoll wiedergeben. Ein weiteres Highlight ist die seltene emaillierte Tischuhr von Cartier mit diamantverzierten Rosetten im Silberkorpus (€ 30.000 - 40.000). Schwungvolle Linien, intarsierte Holzelemente und florale Motive kennzeichnen die Möbelstücke des Jugendstils, darunter das ‚Iris‘ Schränkchen von Louis Majorelle (€ 6.500 - 8.000) und die auf € 6.000 - 8.000 taxierte Etagere von Emilé Galle. Ein weiteres Meisterwerk ist die blattvergoldete Vitrine von Curt Stoeving mit geschnitztenm Triton- und Nereidemotiv (€ 5 000 - 7 500), die bereits 1903 auf der großen Kunstausstellung in Dresden präsentiert wurde.

Alle Stücke unserer kommenden Auktion können Sie ab dem 7.11.2019 im Rahmen der Vorbesichtigung sehen.


Das sehr lebhaftes Interesse für die Auktionen ‚Lalique Only‘ und ‚Jugendstil - Art Déco‘ am 13. Und 14. November bescherte dem Haus eins der besten Ergebnisse seit der Gründung des Unternehmens 1998.

Zwei Drittel der Lalique-Offerte wurden am Auktionstag zugeschlagen. Deutsche Sammler und internationaler Handel leisteten sich zahlreiche Bietgefechte, die zu guten Preissteigerungen führten. So wurde die Deckenleuchte ‚Feuille de Charme‘ bei € 4.000 aufgerufen und ging für knapp € 9.000 an eine New Yorker Galerie. Die blau patinierte Vase ‚Ronces‘ konnte ihre untere Taxe mehr als verdoppeln und geht für rund € 2.300 an einen Schweizer Sammler. Den höchsten Zuschlag bei Lalique erzielte eine sehr frühe Arbeit, ein ‚Brûle parfum‘ aus dem Jahr 1913, das sich ein französischer Sammler für knapp € 16.000 sicherte.

Im ersten Teil unserer großen Jugendstil-Auktion konnten wir ein besonderes Interesse für frühe Arbeiten der Gebrüder Daum und Emile Gallé verzeichnen. Bei Vasen von Charles Schneider ging es besonders lebhaft zu, außerdem konnten fast alle Gläser der böhmischen Manufaktur Lötz zugeschlagen werden. Die höchsten Erlöse gab es für Emile Gallés emailbemalte Vase ‚Plumes de Paôn‘ (€ 18.750), für eine ‚Argus‘-Vase von Lötz (€ 15.000) und die ‚Intercallaire‘-Vase von Daum (€ 7.500).

Am zweiten Tag bildeten die Skulpturen den Auftakt, und hier wurde erwartungsgemäß der höchste Zuschlag einer Tänzerin in Bronze und Elfenbein von Demètre H. Chiparus zuteil. Die ‚Bayadère‘ geht für € 55.000 an einen lateinamerikanischen Sammler. Zehn weitere Chryselephantin-Skulpturen konnten im fünfstelligen Bereich, vornehmlich an Sammler aus Deutschland verkauft werden.

Ein Münchner Privatsammler hat über Jahrzehnte Illustrationen und Gemälde des Jugendstils mit sehr großer Sachkenntnis gesammelt. Ein Teil seiner Sammlung wurde nun in der Auktion angeboten. Hier reüssierten vor allem Georges de Feure mit zwei Landschaften, die € 10.000 respektive € 6.000 erzielten sowie drei Portraits von Loie Fuller bzw. Sarah Bernhardt von Lewis Welden Hawkins, die mit jeweils € 20.000 ihre unteren Taxen mehr als verdoppelten.

Mobiliar des Jugendstils war ebenso sehr gefragt. Zwei deutsche Sammler stritten um einen kleinen Schrank von Louis Majorelle, der bei € 6.500 aufgerufen wurde und schließlich € 14.500 erzielte. Beim Art Déco waren die Steigerungen besonders hoch: Ein Sessel von Eugène Printz wurde bei € 6000 aufgerufen und ging für knapp € 18.000 an eine Pariser Galerie. Ebenso setze sich Paris gegen einen New Yorker Sammler bei drei Art-Déco-Sesseln durch, die ,bei € 6.000 aufgerufen, € 26.400 erlösten.

Alle genannten Preise verstehen sich inkl. Aufgeld/MwSt.