Auktion 170C

Murano Glas

12. Oktober 2023 um 15:00 MESZ


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Über 200 besonders hochkarätige Arbeiten aus Murano werden am 12. Oktober unter den Hammer kommen

Wie Phönix aus der Asche sollte die Arts & Crafts-Bewegung dem künstlerischen Handwerk in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts neues Leben einhauchen. Zu höchsten künstlerischen Leistungen kam es dann um 1900 in der Epoche des Jugendstils, der sich zum Teil noch auf die handwerklichen Wurzeln aus Arts & Crafts besinnt, aber auch schon als Form des Industriedesigns zu sehen ist. In Italien waren weder Arts & Crafts noch Jugendstil besonders ausgeprägt, als Hinweis darauf könnte man schon die italienische Bezeichnung für Jugendstil ’Stile Liberty’ nach dem exklusiven Londoner Vertriebshaus für Kunstgewerbe deuten.

Italien erlebt eine ganz eigene Renaissance der Kunst, nämlich im Venedig der 1920er Jahre. Der Mailänder Anwalt Paolo Venini eröffnet 1921 eine Glasmanufaktur und engagiert nach dem Vorbild internationaler Manufakturen zeitgenössische Maler, Architekten und Designer. Es folgen fünf Jahrzehnte, in denen die zwei großen Protagonisten Venini und Barovier, aber auch zahlreichere kleinere Manufakturen im Wettstreit um die Schönheit in einem stakkatoartigen Wechsel von Formen und Farben eine unfassbare Vielfalt von immer wieder neuartigen Glasgefäßen schaffen. Bezeichnend ist auch, dass Glaskunst zu jener Zeit auf der Internationalen Kunstausstellung auf der Biennale von Venedig auf Augenhöhe mit Malerei und Bildhauerei gezeigt wird - 1972 vorerst zum letzten Mal.

Neben den dünnwandigen Gefäßen in dezenter Farbgebung von Vittorio Zecchin und Napoleone Martinuzzi aus den 1920er Jahren, die für € 300 bis € 1.000 im Angebot sind, fällt aus diesem Jahrzehnt ein knallblaues Gefäß aus dem Hause Fratelli Toso auf. Die Spindelform des seltenen Objekts besteht aus einem Netz aus fingerdicken Bändern (€ 2.500 - 3.000). In den 1930er Jahren schließen sich ‚Pulegoso‘- und ‚Bollicine‘- Objekte von Venini und Seguso an. Highlight dieses Jahrzehnts ist eine ‚Alga‘-Vase von Tommaso Buzzi (1932/33), die auf € 8.000 - 9.000 taxiert ist.

Den politischen Umständen geschuldet ist in den 1940er Jahren nicht viel entstanden. Deshalb ist es um so bedeutsamer, dass wir zwei äußerst seltene Kreationen von Carlo Scarpa aus dem Hause Venini anbieten können. Aus deutschem Privatbesitz kommen zwei dünnwandige Vasen in ‚Variegato‘-Dekor. Die kleinere Vase in gedrungener Doppelkürbisform umspinnt ein bräunlicher Faden (€ 25.000 - 35.000), die andere Vase in schlanker Kalebassenform, zwei Fäden in Violett und Orangerot (€ 40.000 - 60.000).

Die Nachkriegszeit wird dann zunächst von Entwürfen des Malers und Illustrators Fulvio Bianconi bestimmt, der, wenn es um die Farbenvielfalt geht, mit dem für Aureliano Toso zeichnenden Maler Dino Martens wetteifert. Das Angebot wird hier von einer äußerst seltenen Vase im Schottenmuster ’Scozzese’ angeführt. Dieses 1954-57 ausgeführte Modell besticht durch eine besonders schöne Farbpalette und ist auf € 30.000 - 40.000 taxiert. Von Dino Martens ist eine große ‚Oriente‘-Vase mit Sternmurrine für € 5.000 - 6.000 im Angebot. Ercole Baroviers Entwürfe, die er für seine eigene Manufaktur Barovier und Toso lieferte, stehen der Farbigkeit der zuvor genannten in nichts nach. Seine 1956 kreierte Vase ‚Pezzato‘ in Bernsteinfarben und Moosgrün ist auf € 6.000 - 8.000 geschätzt. 1963 entsteht eine Vase im Schottenmuster, mit der Barovier dem Modegenie Christian Dior huldigt - hier sind € 5.000 - 6.000 angesetzt.

Alle Lose können vom 5. bis zum 10. Oktober in unseren Räumlichkeiten in der Theresienstraße 58 und 60 besichtigt werden.