Werke aus der Sammlung Theodor Stoperan

Werke aus der Sammlung Theodor Stoperan

Die Internationale Sammlerzeitung schreibt in ihrer 22. Ausgabe des Jahres 1928, dass die Sammlung Th. Stoperans, welche bei Paul Graupe am 2. und 3. November desselben Jahres versteigert wurde, ein „überaus aufnahmefähiges Publikum“ fand. Weiter heißt es, dass alle angebotenen Werke zu „sehr guten Preisen“ versteigert wurden, auch wenn die ehemals veranschlagten Schätzungen nicht erreicht wurden.
Studiert man die aufgeführte Liste mit den damaligen Auktionsergebnissen aus Berlin, so begegnen einem wahre nationale und internationale Größen der impressionistischen und nachimpressionistischen Kunst, zu denen der Sammler Stoperan ein freundschaftliches Verhältnis pflegte.

Theodor Stoperan, 1867 in Bremen geboren, siedelte Anfang des 20. Jahrhunderts nach Berlin über und hatte ab 1910 die Geschäftsführung des Kunstsalons Paul Cassirer inne. Der Kunstsalon etablierte sich seit seinem Bestehen 1898 zu einer der bedeutendsten Galerien impressionistischer Kunst und stellte neben französischen Meistern auch die Hauptvertreter des Deutschen Impressionismus aus, welche später – mit Cassirer als Vorsitzenden – der Berliner Secession angehörten: Max Liebermann, Max Slevogt und Lovis Corinth zählten zu Stoperans Bekannten. Dies belegen unter anderem die im Jahr 1923 gleichzeitig angefertigten Portraits von Liebermann und Slevogt, die den Kunsthändler zeigen. Es ist anzunehmen, dass auch der zu dieser Zeit in Berlin ansässige Leo Klein von Diepold bei diesem künstlerischen Zusammentreffen anwesend war. Sein Bildnis von Theodor Stoperan stellt den Prokuristen in ganz ähnlichem Auftreten dar wie jene Werke seiner Künstlerkollegen.
Es liegt nahe, dass Theodor Stoperan die Werke seiner eigenen Sammlung direkt bei den befreundeten Künstlern erwarb. So das Gemälde ‚Bauerngarten in Noordwijk‘ von Klein von Diepold, welches damals unter der Losnummer 29 bei Graupe aufgerufen wurde ein schlichtes Gartenhaus hinter üppig blühenden Sonnenblumen und Dahlien zeigt.

Waldemar Röslers ‚Landschaft bei Lichterfelde‘ kam wohl auch während Stoperans Zeit bei Cassirer in seinen Besitz, zumindest zeigte der Kunstsalon 1917, wenige Wochen nach Röslers Tod, eine Gedächtnisausstellung des Künstlers. Rösler, ebenfalls Vertreter der Berliner Secession, demonstriert in seiner Darstellung von Groß-Lichterfelde die Überwindung des Spätimpressionismus zugunsten einer expressiven Ausdrucksweise, die durch seine Secessionskollegen beeinflusst wurde.
Stoperans Werdegang und Sammlertätigkeit endete aber bei Weitem nicht bei Cassirer, welchen er 1920 verließ. Über eine kurze Anstellung bei der Galerie Karl Haberstock, kommt Theodor Stoperan zu Alfred Flechtheim und wird Leiter dessen Zweigstelle in Berlin. Flechtheims Interesse an Künstlern war ähnlich dem Cassirers; er stellte aber auch Künstler aus dem Kreis des Café du Dôme aus, ein Pariser Lokal an der Seine, das als Treffpunkt der Bohème galt und welchem auch Rudolf Levy zugehörig war. Stoperan fand offensichtlich ebenso Gefallen an den Arbeiten Levys, auf jeden Fall nahm er die ‚Tulpen‘ von 1922 in seine Sammlung auf. Ein nummeriertes Klebeetikett der damaligen Ausstellung in der Galerie Flechtheim befindet sich auf der Rückseite des Keilrahmens.
1928 wurde als zweite Niederlassung der Münchner Galerie Fritz Zickels die Galerie Fritz Zickel Theodor Stoperan & Co. gegründet und Stoperan eröffnet die Ausstellungsräume mit Werken alter Bekannter wie Liebermann, Slevogt und Klein von Diepold.
Theodor Stoperan starb 1938.