Auktion 148A

Auktion Schools of Design

03. Dezember 2019 um 16:00 MESZ



In gewohnter Manier bietet Quittenbaum zum Jahresabschluss in einem Highlight-Sale mit dem Titel 'Schools of Design' besonders spannende, außergewöhnlich dekorative und auf dem Kunstmarkt seltene Objekte an. Die mit 350 Exponaten reich bestückte Auktion umfasst Möbel, Leuchten und Designobjekte aus dem gesamten 20. Jahrhundert. 

Mit den Vertretern der Arts-&-Craft-Bewegung Mackay Hugh Baillie Scott, vertreten mit einem Nachtkästchen, um 1899 und Gustav Stickley, vertreten mit einem Tisch, um 1910 beginnt der Parcours durch die unterschiedlichen Designschulen des 20. Jahrhunderts. Es folgt die Wiener Schule mit bedeutenden Arbeiten von Josef Hoffmann und Dagobert Peche – besonders dekorativ sind Peches Deckeldosen mit schwarz-weiß-Dekoren, die um 1920 von der Vereinigten Wiener und Gmundner Keramik ausgeführt wurden. Eine Rarität ist Josef Hoffmans ‚große Stehlampe’, (1910, ausgeführt von Johann Heinrich Dockal für die Wiener Werkstätte), die zu geschätzten 6.000 – 8.000 aufgerufen wird. Der Deutsche Jugendstil hingegen glänzt mit Entwürfen von Henry van de Velde. Zur Versteigerung kommen zwanzig Besteckteile ‚Modell I’ sowie Teile aus dem 'Peitschenhieb-Service. Eine visuelle Sensation sind die Figuren aus Adolph Ambergs Hochzeitszug, ab 1908 ausgeführt von KPM Berlin, den Quittenbaum vollständig in 28 Positionen anbieten kann.  

Das größte Highlight im Bereich Bauhaus ist eine komplett und original erhaltene Sitzgruppe von Ludwig Mies van der Rohe. Ein ehemaliger Angestellter Mies van der Rohes, Emil Bruhn, der unter anderem bei der Ausführung des Barcelona-Pavillions mitbeschäftigt war, erwarb die Möbel 1929 direkt bei der Firma Berliner  Metall-Gewerbe Jos. Müller. Zwei Armlehnssessel 'MR 20', zwei Stühle 'MR 10' sowie der zugehörige Tisch 'MR' kommen als museales Set, das heißt im Originalzustand zum Aufruf. Die Rechnung aus dem Jahr 1929 liegt vor. Möbelentwürfe von Marcel Breuer (Armlehnsessel 'Wassily, B3', 1925 in einer sehr frühen Ausführung), Erich Dieckmann und Erich Mendelsson sowie Entwürfe von Marianne Brandt für die Ruppelwerke und Christian Dell für die Rondella Beleuchtungskörperfabrik (Tischleuchte 'Rondella', um 1928) versprechen großes Käuferinteresse.

Eine kleine Sammlung von Thonet-Möbeln erinnert an das 200-jährige Firmenjubiläum. Das Angebot umfasst 27 Positionen von Michael Thonets berühmten Kaffeehausstuhl 'Stuhl 14' aus dem Jahr 1865 bis hin zu Verner Pantons einhundert Jahre später entworfenem 'S-chair'. Anthroposophische Einrichtungsgegenstände und Möbelobjekte erfreuen sich großer Beliebtheit bei einer stetig zunehmenden Sammler- und Fangemeinde. Zum 100jährigen Jubiläum der ersten Waldorf-Schule ist es uns gelungen, dreißig außergewöhnliche Objekte zu akquirieren. Kerzenleuchter, Spiegel, Bilderrahmen bis hin zur Anrichte können zu Startpreisen zwischen € 300 und € 3.000 ersteigert werden.

Bei der italienischen Offerte besticht einmal mehr das Angebot an Entwürfen aus der Hand des Großmeisters Gio Ponti. Eine Schubladenkommode, ein Schminktisch und zwei Sofatische aus der ursprünglichen Ausstattung des Hotels Parco dei Principi in Rom (um 1964) sowie ein Armlehnsessel '811' (1956) lassen die Herzen der Sammler und internationalen Inneneinrichter höher schlagen. Aus dem feinen skandinavische Angebot stechen die beiden zurückhaltenden Sessel 'BO 561', 1963 von Fabricius / Kastholm sowie die ultraelegante Liege 'PK 24', 1965 des Puristen Poul Kjaerholm herraus. Auch die Granden des französischen Designs geben sich die Ehre: Charlotte Perriand mit Objekten aus 'ihrer' Skistadt Les Arcs (Badezimmerschrank, Garderobe und Badezimmertür, 1960er Jahre), Pierre Jeanneret mit zwei Exemplaren 'scissor chair' für Knoll, bereits 1948 entworfen. Eine kleine japanische Designauswahl stimmt Sammler auf die 2020 in London stattfindende Kuramata-Ausstellung ein.


Vor allem Henry van de Velde hat dem Haus große Preissteigerungen eingebracht. Die 20 Besteckteile, die auf € 20.000 geschätzt waren wurden am Ende in der Summe für € 77.000 an unterschiedliche Privatsammler verkauft. Ebenfalls im Bereich des Jugendstils wurde der vollständige Hochzeitszug von Adolph Amberg in großen Teilen verkauft. Hier war die seltene ‚Knieende Kaukasierin‘ besonders hoch im Kurs - bei € 3.000 aufgerufen erlöste sie am Ende € 14.500.

Eine besondere Offerte von seltenen Objekten der Wiener Werkstätte hat auch viele internationale Sammler angelockt. Hier wurde Josef Hoffmanns 'Stehlampe groß' von 1910 von € 6.000 auf knapp € 19.000 gesteigert.

Die hohen Ergebnisse für Objekte aus der Bauhaus-Zeit konnte das Haus bereits im Juni zur Sonderauktion ‚100 Jahre Bauhaus‘ einfahren. Allerdings sorgte die kleine Privatsammlung des Architekten Emil Bruhn für einige bemerkenswerte Ergebnisse. Eine fünfteilige Sitzgruppe von Ludwig Mies van der Rohe erlöste gut € 21.000 und die Publikation ‚Gefesselter Blick‘ von Heinz und Bodo Rasch war einem Sammler knapp € 8.000 wert (Aufruf € 300).

Parallel zum Bauhaus entstanden ganz andere Design-Objekte, die im Kunstmarkt bisher noch wenig Beachtung fanden. Anthroposophisches Design aus dem Umkreis von Rudolf Steiner war ein eigenes Kapitel in der Auktion gewidmet. Hier wurden fast alle angebotenen Möbel, Leuchten und kunsthandwerklichen Objekte verkauft - ein Schreibtisch erlöste € 4.500.

Ein Trend hat sich auch wieder bestätigt - das Design der 70er und 80er Jahre ist sehr gefragt - so gab es gute Steigerungen für Kunststoffmobiliar: die zwei Floris-Stühle von Günter Beltzig (€ 12.500) und Peter Shires Memphis-Sessel 'Bel-Air'-Sessel (€ 13.200).

(Die genannten Preise verstehen sich inkl. Aufgeld / MwSt.)