Biografie

In den letzten Jahren betreute der international bekannte und mit zahlreichen Preisen dotierte Architekt und Designer Bauprojekte in Qatar und China. Bevor sich Mario Bellini vor allem auf architektonische Großprojekte konzentrierte, lieferte er zahlreiche Entwürfe für Möbel, technische Geräte und Gebrauchsgegenstände. In den 1960er Jahren arbeitete er für den Büromaschinenhersteller Olivetti und bekam so die spannende Möglichkeit, die Ästhetik der sich rasant entwickelnden Rechenmaschinen, Schreibmaschinen und Computer mitzugestalten. Auch für Cassina lieferte er auf der Basis der neuen synthetischen Materialien originelle Entwürfe. 1987 ehrte ihn das New Yorker MoMA mit einer Retrospektive und nahm 25 Entwürfe in seine Designsammlung auf. In einem Vortrag zur Ausstellung verdeutlichte Mario Bellini seine Herangehensweise mit einer umfangreichen Diashow, bei der er seine eigenen Entwürfe einigen Bildern aus der Kunstgeschichte und Naturaufnahmen gegenüberstellte. Um das Konzept zu verdeutlichen, das dem Stuhl CAB 412 zugrunde liegt, dienten ihm pair of working oxes. Über das ultraleichte Stuhlgestell aus Stahlrohren wird passgenau ein Überzug aus Rindsleder gezogen, der mit vier Reißverschlüssen verschlossen wird. Bellinis Idee war es, dass der Stuhl sich beim täglichen Gebrauch formen und verändern sollte wie die Haut eines Menschen.

In den 1970er Jahren lieferte Bellini zahlreiche überzeugende Konzepte für gepolsterte Sitzmöbel und Sitzlandschaften. Das modulare ‚Camaleonda’-System (1970) besteht aus rahmenlosen Sitzkissen und Lehnenkissen, die durch Karabinerhaken in alle Richtungen erweitert werden können. Spielerisch im Raum verschieben lassen sich auch die aus Polyurethan gefertigten geometrischen Blöcke ‚Gli Scacchi’ (1971). Auf der archetypischen Form eines einfachen Kissens beruht das Sofasystem ‚Le Bambole’ (1972), bei dem die innere Metallstruktur auf das Notwendigste reduziert und in die weiche, knautschige Polyurethanfüllung eingebettet wurde.

Seit den 1980er Jahren widmet er sich fast ausschließlich der Architektur. Zu den vielfältigen Projekten, die er entworfen hat, gehören das Messeviertel Portello in Mailand, das Ausstellungszentrum Villa Erba in Cernobbio (Como), das Tokyo Design Centre in Japan, das Natuzzi Americas Headquarter in den Vereinigten Staaten, die Messe Essen in Deutschland, die Nationalgalerie von Victoria in Melbourne, der Hauptsitz der Deutschen Bank in Frankfurt am Main, der Verona Forum Komplex, das Museum für Stadtgeschichte in Bologna, die Abteilung für islamische Kunst im Louvre in Paris, und das neue Mailänder Kongresszentrum, das größte in Europa.


Objekte von Mario Bellini