Los: 787

Louis Majorelle, Nancy
Vitrine, 1903

Rundum verglaste Kastenkonstruktion mit drei Ebenen auf vier Beinen, die Vorderbeine reich geschnitzt, sich gabelnd. H. 199 cm, 131,5 x 46,5 cm. Mahagoni, geschnitzt, florales Motiv. Glas, Bronzeschienen. Rückseite und Boden mit heller Rohseide bezogen.

Louis Majorelle entdeckte seine künstlerische Ader sehr früh in der Firma seines Vaters, der eine bekannte Schreiner- und Keramik-Fabrik in Nancy besass. Als er mit 20 Jahren die Firma übernahm, folgte Louis zunächst dem vorherrschenden Historismus und kopierte vor allem Möbel aus der Zeit Louis XV. Der Lothringer Tradition folgend, wurde auch bei Majorelle großer Wert auf qualitätvolle Werkstoffe und Verarbeitung, Funktionalität und – was Sitzmöbel anbetraf – Bequemlichkeit der Möbel gelegt. Mitte der 1890er hielt der neue Trend des Art Nouveau Einzug in Majorelles Fabrik. Wie sein Zeitgenosse und Konkurrent Emile Gallé begann er, weniger in der Form als im Dekor, Vorbilder in der Natur zu suchen und die Motive in seine Möbelentwürfe einzubauen. Seine Marqueterien sind aus den hochwertigsten Wurzelhölzern gefertigt. Im neuen Jahrhundert gelang es ihm schon bald, sich von seinen Konkurrenten abzusetzen und zu seinem eigenen Stil zu finden. Unsere Vitrine ist ein schönes Beispiel für diese Entwicklung bei Majorelle. Die organischen, gleichzeitig stabilen Formen bleiben, hochwertige Schnitzereien akzentuieren die Form nur noch, Beschläge, meist aus vergoldeter Bronze, treten als Zierelemente in den Vordergrund. Eine quadratische, freistehende Vitrine desselben Modells war auf der Exposition de l'Ecole de Nancy in Paris 1903 ausgestellt. In ihr wurden Beleuchtungskörper der Daum Frères mit Gestellen des metallverarbeitenden Zweigs der Firma Majorelle präsentiert.

>> Literatur

Zuschlag: 30.000 €

153C - Jugendstil - Art Déco
18. November 2020 um 15:00 MEZ

Literatur:

Vgl. Duncan, Louis Majorelle, München 1991, S. 43.