Biografie
Vilmos Zsolnay (1828-1900)
Der junge Vilmos, Sohn eines erfolgreichen Händlers in Pécs, Ungarn, war früh schon künstlerisch und naturwissenschaftlich interessiert. Es war jedoch vorgesehen, dass er das Familiengeschäft übernehme, und so studierte er zunächst Betriebswirtschaft am Polytechnikum in Wien und absolvierte dort ein Praktikum in einem Galanteriewarengeschäft. 1853 zurück in Pécs, gelang es ihm den bereits renommierten Laden seines Vaters in wenigen Jahren in ein Kaufhaus nach Pariser Vorbild zu verwandeln. Mit gutem Geschäftsgespür ausgestattet, investierte er den so erzielten Erlös erfolgreich in so unterschiedliche Branchen wie Kohlenproduktion und Holzwirtschaft sowie in den gerade aufkommenden Eisenbahnbau. Eine Dekade später nutzte er seinen Erfolg, um die familieneigene Steingutfabrik zu retten, die sich unter seinem älteren Bruder Ignác gerade so über Wasser halten konnte. Mit künstlerischem Gespür und offen für neue Einflüsse stellte er Mitarbeiter aus dem In- und Ausland ein und begann mit Feuereifer mit neuen Massen, Dekoren und Techniken zu experimentieren. Zu seinen Entdeckungen gehörten neue Materialien wie Porzellanfayence und Pyrogranit, ein Ton, der durch seine Temperatur- und Wasserbeständigkeit vor allem als Architekturschmuck verwendet wurde. Reisen ins Ausland und die Teilnahme an den Weltausstellungen von 1873 und 1878 inspirierten ihn dazu mit Scharffeuerglasuren nach chinesischem Vorbild zu experimentieren und Jahrtausende alte Dekore aus Persien und dem Ottomanischen Reich (‚Iznik’) aufzugreifen. Einen Meilenstein erreichte er zusammen mit dem Chemiker Vince Wartha. Es gelang ihnen, das Geheimnis der Lüsterglasur aufzudecken, die über tausend Jahre zuvor im ägyptischen Keramikzentrum Fustat gepflegt worden war. Die sogenannte Eosinglasur ist es, die heute noch dafür sorgt, dass die Erzeugnisse der Firma Zsolnay weltweit sehr gesucht sind. Vilmos Zsolnay starb 1900 und wurde in einem Mausoleum auf dem Fabrikgelände beigesetzt, im Wissen, dass seine Kinder, Teréz, Jùlia und Miklòs sein Werk weiterführen werden.