Biografie

„Als Resultat von Bildreduktionen und praktischen Entmaterialisierungsverfahren stehen schließlich die Lichtobjekte aus Glas und Hohlspiegeln, die immaterielle Lichterscheinungen in den Raum projizieren.“ So beschreibt Dr. Magdalena Broska, wissenschaftliche Leiterin der Adolf-Luther-Stiftung in Krefeld, die Werke des Künstlers, die sich im Verlauf seiner künstlerischen Entwicklung von impressionistischen, kubistischen, konstruktivistischen, abstrakten und monochromen Materiebildern hin zu Kunstwerken entwickelten, die sich vollständig von materiellen Bildträgern lösten.

Adolf Luther wurde 1912 in Krefeld geboren und studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften an der Universität Bonn. Nach dem Zweiten Weltkrieg legte er das juristische Staatsexamen ab und arbeitete zunächst als Richter. Ende der 1950er Jahre entschloss er sich jedoch, seine juristische Laufbahn aufzugeben, um sich ganz der Kunst zu widmen. Ab 1957 war er als freischaffender Künstler tätig und wandte sich zunächst der abstrakten Malerei zu. Eine zerbrochene Glasflasche, an deren Kanten sich das Licht brach, führte Adolf Luther in den 1960er Jahren zu seinen ersten Lichtschleusen aus zerbrochenem Glas. Er montierte die Glasteile zwischen zwei Plexiglasscheiben und hängte die Konstruktion ins Fenster, um den Lichteinfall zu beobachten. Ab diesem Zeitpunkt begann er mit Glas, Licht und Spiegelungen zu experimentieren, wodurch er schnell überregionale Beachtung fand und sich als prägender Künstler der Licht- und Objektkunst etablierte.

In den 1970er und 1980er Jahren schuf Luther eine Vielzahl von Spiegelwänden, Linsenobjekten und sogenannten Lichtschleusen in unterschiedlichen Varianten. Im öffentlichen Raum verstand Luther seine „Integrationen“ nicht als dekorative Kunst am Bau, sondern als konzeptionelle Erweiterung der Architektur. Sein Ziel war eine Durchdringung von Kunst und gebautem Raum – ein Zusammenspiel, bei dem Licht als immaterielle Energie die Statik der Architektur auflöst. Neben zahlreichen großformatigen Werken im institutionellen und urbanen Raum, nahm er auch private Auftragsarbeiten an. Die Integration 'Sphärisches Hohlspiegelwand', die am 15. Oktober 2025 bei Quittenbaum Kunstauktionen versteigert wird, wurde Anfang der 1970er Jahre als Privatauftrag von Luther gefertigt und in einer Privatwohnung in München-Bogenhausen als Raumteiler inszeniert. In drei aufragenden Plexiglasgehäusen liegen einander jeweils 16 halbtransparente, runde, konkav gewölbte Hohlspiegel gegenüber, sodass sich eine Gesamtanzahl von 48 Hohlspiegeln ergibt, die als Objektwand einen unendlichen Raum evozieren. Aus unterschiedlichen Blickwinkeln ergeben sich variierende Lichtbrechungen, wodurch die Spiegel teilweise verschiedenartig getönt erscheinen und das Raumgefühl stets neu erfahrbar wird. Die 'Sphärische Hohlspiegelwand' veranschaulicht exemplarisch Luthers Anliegen: Sie verwandelt materielle Struktur in Lichtphänomene und macht sein Bestreben erfahrbar, Kunst und Raum in ein atmosphärisches Zusammenspiel zu bringen – selbst im Kontext privaten Wohnraums. So bleibt Adolf Luthers Werk durch seine lebendige Raumwirkung unvergänglich.

Adolf Luther starb 1990 in seiner Heimatstadt und hinterließ ein umfangreiches Œuvre, das heute in zahlreichen Sammlungen vertreten ist. Er zählt zu den bedeutendsten Vertretern der kinetischen Kunst und der Op-Art. Seine Integration aus der Privatwohnung wird in diesem Jahr erstmalig seit 50 Jahren auf dem Markt angeboten und befindet sich nun in unserem Münchener Showroom in der Theresienstraße 60. Das Kunstwerk kann jederzeit zu unseren Öffnungszeiten besichtigt werden.


Objekte von Adolf Luther