Los: 74

Gabriel Argy-Rousseau
Tischleuchte 'Arbres', 1926

Kugelförmiger Schirm mit reliefierten, stilisierten Blättern. Gerader, vier-ästeliger Schaft auf flach gewölbtem Rundfuß. H. 36,5 cm, Ø 16,5 cm. Pâte de verre, transluzide Glasmasse, farblos, reliefierte Blätter in Siegelrot und Dunkelbraun. Sign.: G. ARGY-ROUSSEAU, FRANCE (vertieft). Fuß aus geschwärztem Schmiedeeisen.

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Zuschlag: 39.000 €

165B - Jugendstil - Art Déco
08. November 2022 um 16:00 MESZ

Literatur:

Den Namenszusatz 'Argy’ nahm Gabriel Rousseau zu Ehren seiner Frau Marianne Argyriadès an. Sie war die Schwester seines besten Freundes. Sie alle verband die Liebe zur griechisch-römischen und ägyptischen Antike. Argy-Rousseau war vielseitig interessiert, studierte an der École de Sèvres, schloss aber auch ein Ingenieursstudium ab. Zeitlebens forschte er auf so unterschiedlichen Gebieten wie Zahnporzellan und Farbfotografie. Privat umgab er sich immer mit kreativen Persönlichkeiten, darunter Henri Cros, der schon längere Zeit für seine Glasarbeiten in der 'Pâte-de-Verre’-Technik bekannt war. Argy-Rousseau begann selbst noch vor dem ersten Weltkrieg erfolgreich mit dem Material zu arbeiten, nach dem Krieg gründete er dann eine Glas-Manufaktur, die in ihrer Hochzeit 20 Mitarbeiter hatte. Er entwickelte seine eigene Technik zur Herstellung seiner Ideen: Argy-Rousseau modellierte seine skizzierten Ideen zunächst in Gips, der dann mit Wachs überzogen wurde. Von diesem Modell wurde dann in mehreren Arbeitsgängen eine feuerfeste Hohlform aus mehreren Teilen abgeformt. Er produzierte sogar sein eigenes Glas. Es wurde zu Pulver zerstampft und durch die Beigabe von Metalloxiden gefärbt. Mit der Hilfe von feinen Pinseln wurde die jetzt flüssige, mehrfach gewaschene Glasmasse exakt auf die Wände der feuerfesten Form aufgetragen. Es folgten nach und nach zwei weitere Schichten, mit denen Festigkeit erzeugt und gleichzeitig das entstehen von Luftblasen verhindert werden sollte. Als letzte Schicht kam Harz, um die Pâte de Verre weiter zu fixieren. Die Model wurde dann kopfüber in einen Holzofen verfrachtet, wo das Stück dann bei hohen Temperaturen gebrannt wurde. Nach dem Abkühlen wurde die Form entfernt, das nun feste Objekt mit Säure gereinigt und die letzten Unebenheiten mit dem Rad wegpoliert. So entstanden diese wunderbaren, durchsichtigen gleichzeitig farbenfrohen, zart wirkenden Objekte.

Bloch-Dermant, G. Argy-Rousseau, Paris 1990, S. 121, S. 210, Nr. 26.15.