Los: 509

Marcel Breuer
Lattenstuhl 'ti 1a', 1922-24

H. 94,5 x 56 x 58 cm.
Bauhaus, Weimar.
Eichenholzlatten, schwarz gebeizt, roter Textilstoff, Sisalunterfütterung.

Zweite Version mit Holzlatten als Beine statt der Vierkanthölzer. Bei dieser Ausführung sind die beiden vertikalen Holzlatten der Rückenlehne nach außen hin angeordnet; diese Version (jedoch noch ohne unterstützende Querverstrebung) ist u.a. abgebildet in der Publikation des Bauhaus Archiv Berlin 'Bauhaus Chairs. From Experiment to Mass Production: 50 Chairs, easy chairs and stools', S. 11. Provenienz: Familienbesitz Ostdeutschland.

>> Literatur

Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €

178B - Design
02. Juli 2025 um 15:00 MESZ

Literatur:

Der 1902 in Pécs geborene Marcel Breuer war einer von sechs Lehrlingen, die 1920 die neu gegründete Tischlerei-Werkstatt am Bauhaus Weimar besuchten. Die Ausbildung folgte einem dualen Aufbau: Am Bauhaus hatte zu Beginn Johannes Itten - ab Sommersemester 1922 Walter Gropius - die künstlerische Leitung inne, das praktische Tischlerhandwerk wurde in einem Weimarer Betrieb erlernt. 1922 erhielt Marcel Breuer die Möglichkeit, den Eingangsbereich eines von Walter Gropius und Adolf Meyer entworfenen Hauses auszustatten. In der Diele des Hauses Sommerfeld präsentierte er ein Ensemble aus Armlehnsesseln und Beistelltischen aus Kirschholz und Leder. Erwähnenswert ist die Anfertigung der Möbel: Breuer fügte die Stuhlbeine, Rückenlehne und Sitzflächen nicht wie zuvor üblich zusammen, sondern schob die einzelnen Elemente ineinander. Aus dem selben Jahr stammt der erste Entwurf für den Lattenstuhl. Den charakteristischen und unverkennbaren Armlehnstuhl fertigte Breuer in verschiedenen Versionen an. Die Ausführungen unterschieden sich nicht nur in der Wahl des Holzes, sondern auch in der Konstruktion. Während er bei der frühen Version, datiert auf das Jahr 1922, auf quadratische Vierkantbeine zurückgriff, verwendete er in der zweiten, hier vorliegenden Version ausschließlich Holzlatten gleichen Querschnitts. Darüberhinaus verstärkte er die Rückenlehne mit einer weiteren Holzlatte. Auf eine Bepolsterung verzichtete Breuer, die zwischen die Latten gespannten Stoffteile stammten aus der Bauhausweberei. Da es sich bei dem Großteil der Objekte aus der Tischlerei-Werkstatt um Auftragsarbeiten handelte, gelangte der Lattenstuhl nie in die industrielle Produktion. Wie viele handwerklich gefertigten Exemplare hergestellt wurden ist nicht bekannt. Ausst.- Kat., Bauhaus-Möbel, Eine Legende wird besichtigt, Bauhaus-Archiv, Berlin, Berlin 2002; Kat., Katalog Bauhaus Archiv - Museum für Gestaltung, Architektur, Design, Malerei, Graphik, Kunstpädagogik, hrsg. vom Bauhaus- Archiv, Berlin 1987; Straßer, 50 Bauhaus-Ikonen, die man kennen sollte, München 2019; Wilk, Marcel Breuer, Furniture and Interiors, New York 1981.